Duftlandschaft am Waschberg, Teil 2: Die geheimnisvolle Welt der Nacht-Lebewesen: Blütendüfte und ihre Besucher (Nachtfalter) erkunden

07. Juni 2024

Freitag Abend, 19:30, und die Gewitterwolken sind ganz knapp vorüber gezogen! Erleichtert beginnt DI Marie-Louise Oschatz beim Feuerwehrhaus in Leitzersdorf mit ihren Erläuterungen und räumt gleich vorweg ein, dass einige der anvisierten nachtduftenden Blütenpflanzen bereits verblüht sind. Doch sie hat gut vorgesorgt und bringt einen Korb voller „Ersatzblühern“ mit, namentlich Nachtkerzen und Weiße Lichtnelke. Sehr beeindruckend: die großblütige Polster-Nachtkerze (Oenothera macrocarpa), eine nordamerikanische Art, mit ihrer 10 cm langen Blütenröhre, die auf den ersten Blick wie ein Blütenstiel aussieht, doch ist es tatsächlich die lange, schmale Kronröhre! Nur besondere Nachtfalter schaffen es, mit ihrem langen Rüssel bis zum Nektar vorzudringen!

Am Weg auf den Waschberg beginnen bereits die ersten Pflanzen, ihren nächtlichen Blütenduft zu verströmen. Etliche Überraschungen bieten sich dem gespannten Publikum: der Schwarzwerdende Geißklee verströmt jetzt in der Dämmerung einen viel stärkeren, süßeren Orangenblüten-Isabellatrauben-Duft als untertags! Auch der Schwalbenwurz, dessen Duft wir bereits bei der 1. Wanderung kennengelernt haben, blüht nach wie vor und auch er duftet am Abend stärker als in den Tagesstunden!

Am Gipfel des Waschbergs angelangt ist es schon recht dunkel, und Dr. Wolfgang Stark erwartet uns bereits mit spannenden Nachtfalter-Geschichten. Während sich die Nachtfalter am Mond – und jetzt an den Leuchttürmen – orientieren, brauchen wir dann doch zunehmend Taschenlampen, um den Weg zwischen den Leuchttürmen zu finden. Aber es zahlt sich aus! Hunderte Falter tummeln sich an den Türmen, von winzig bis ganz groß! Auch Sackträger haben sich eingefunden, und eine Teilnehmerin erzählt stolz, dass sie über diese schon im neuen Waschberg-Buch nachgelesen hat!

In der lauen Nacht plädieren alle für die „große“ Waschberg-Runde und auf dem Weg zu einem Leuchtturm werden wir plötzlich von einem starken Blütenduft überrascht: das Mädesüß, das bis in die Nacht hinein nur schwach duftete, verströmt nun gegen Mitternacht einen starken Lindenblüten-Duft, der uns mit der kühlen Nachtluft entgegen weht! Mit weiteren schönen Eindrücken geht es retour zum Feuerwehrhaus und zum abschließenden „Beschnüffeln“ der Weißen Lichtnelke, die nun besonders intensiv duftet – mit einem etwas ungewöhnlichen Hauch von Pferdeurin im Abgang!