Duftlandschaft am Waschberg, Teil 1: Orchideen und andere Frühlingsboten
9. Mai 2024
Bei traumhaftem Frühlingswetter versammelte sich die große Gruppe neugieriger Duft-Neulinge aus Leitzersdorf und von weither zum Marsch auf den Waschberg. Das erste „Duftobjekt“ war gleich die in voller Blüte stehende Robinie am Wegesrand - und Marie Louise Oschatz ließ uns raten! Erich: „das Rasierwasser vom Großvater!“ Richtig! „Orangenblüte mit Schwarzer Ribisel als Unterton“ erinnert tatsächlich an den Duft mancher Eau de Cologne der 1960er Jahre. Noch dazu intensiver im rechten als im linken Nasenloch, oder umgekehrt, dank unterschiedlicher Strömungsgeschwindigkeiten in der Nase!
Die zweite Duft-Pflanze, eine Heckenrose, ist duftvariabel und verströmt neben dem typischen Rosen-Duft auch Veilchen- und Blattwanzen-Duft: Christine identifizierte sofort den Mundgeruch ihres Katers Fluffy (nach einer Wanzenmahlzeit)! Sehr unterhaltsam und praxisnah ging es weiter: Marie-Louise ließ keine Frage unbeantwortet, ob es nun darum ging, wie der Geruch in den Wein kommt (Franz!), wie erfolgreich sich Düfte chemisch herstellen lassen, oder wie Bestäuber auf Gerüche reagieren. Immerhin ist Dipl. Ing. Oschatz die weltweit einzige umfassende Blütenduftexpertin. Sie entwickelte in jahrelanger Arbeit ein Referenzsystem für Blütendüfte und beschrieb diese für 400 Pflanzenarten für die Neu-Auflage der Exkursionsflora. Sehr hilfreich bei der Bestimmung einiger sehr ähnlich aussehender Arten, die aber ganz unterschiedlich riechen: wie wir gleich am Vergleich von zwei Sommerwurz-Arten feststellten!
Die bunt gemischte Gruppe hatte große Freude an den neuen Sinneseindrücken und erschnupperte den Waschberg auch auf allen Vieren. Nach etlichen weiteren Blüten, mitgebrachten Riechproben (rohe Erdäpfel, Tonkabohne, Vanille, Nelken…) und vielen Aha-Erlebnissen gab es zuletzt noch Orchideenduft: der Frauenschuh duftet – je nach Art der Blütenblätter – nach Darjeeling (an den braunen Sepalen) und nach süßer Milch (an den weißen Staminodien). Noch Fragen?